Art of manufacturing

INNOVATION

Die Kunst der Schöpfung

Ein atemberaubendes Concept Car zu kreieren ist eine Sache, es in ein ebenso ansprechendes Serienfahrzeug umzusetzen eine andere, wesentlich schwierigere Aufgabe. Wir wollten wissen, wie sich dieser Prozess beim neuen Mazda3 gestaltete

Die Aufmerksamkeit für Details bei Mazda ist dankder Designsprache „Kodo – Soul of Motion“ unübertroffen. Diese Philosophie basiert auf der Überzeugung, dass eine von Takumi-Meisterhandwerkern geschaffene vollendete Form von Schönheit einem Fahrzeug Leben einhauchen kann. Handwerkskunst ist ein allzu nachlässig und im Marketing viel zu häufig gebrauchter Begriff. Mazda aber ist während seiner gesamten Geschichte der exakten Bedeutung des Wortes treu geblieben. Jüngster Beweis: der neue Mazda3.

„Der Mazda3 basiert auf dem Kai Concept, das wir 2017 auf der Tokyo Motor Show
vorgestellt haben“, erklärt Yasutake Tsuchida, der für den neuen Mazda3 verantwortliche Chefdesigner. „Normalerweise sind bei der Umsetzung eines Prototyps zum Serienmodell ein Reihe von Kompromissen notwendig. Aber so arbeiten wir nicht. Das Erfolgsrezept lautet: Handwerkskunst. Wir arbeiten eng mit allen Beteiligten von den Modellierern und Ingenieuren bis zu den Produktionsarbeitern zusammen, um beim Serienfahrzeug das Designethos und den emotionalen Glamour des Originalprototyps zu erhalten.“

Einige Prototypen werden nur entworfen, um auf Automobilausstellungen zu glänzen. Das
Kai Concept aber war die Idealvorstellung eines Serienfließhecks von Mazda, deren Umsetzung sich die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens zusammen fest vorgenommen hatten. Möglich wurde das vielleicht nur durch das Bekenntnis zu echter Handwerkskunst und automobiler Schönheit. Jeder in den Fertigungsstätten von Mazda wird bestätigen, dass dies der Weg ist, den das Unternehmen geht. Kenji Anraku leitete ein Team aus hoch qualifizierten Formenbauern, die sich mit den Karosserieteilen des Modells befassten. Anraku: „Wir diskutieren mit den Designern – und streiten mitunter sogar mit ihnen –, aber nur, um das Design voranzubringen. Denn nicht einmal die geringste Fehlerquote wird hier geduldet.“

Dem stimmt auch Toshitaka Matsui zu, Leiter des technischen Herstellungsteams im
Werk Hofu in Japan. „Es war klar, dass der Schritt vom Prototyp zum Serienmodell nicht einfach werden würde, denn bei Ersterem musste nicht auf Produktionsvorschriften geachtet werden. Wir haben den Chefdesigner bei der Umsetzung seiner Vision jedoch uneingeschränkt unterstützt. Wenn wir nicht das Know-how dafür hätten, müssten wir eben so lange innovativ werden, bis wir sämtliche Schwierigkeiten überwunden hätten.“ Unter den vielen technologischen und ästhetischen Highlights beim Mazda3 sind besonders die Seitenteile hervorzuheben. Sie kommen ganz ohne die harten Linien aus, die derzeit im Fahrzeugdesign beliebt sind, und stehen beispielhaft für den hohen Aufwand, den Mazda betrieb, um das neue Modell zu entwerfen.

„Mit dieser einfachen, aber kraft- und kunstvollen Form konnten wir das Designprinzip Kodo auf eine neue Stufe heben“, so Tsuchida. „Davor haben wir stets Designelemente hinzugefügt, um den Autos eine energiegeladenere Form zu geben. Bei diesem Modell hat sich unser Schwerpunkt aber hin zu ‚Weniger ist mehr‘ verlagert.“

Was allerdings leichter gesagt als getan war. Sobald ein Tonmodell zur Verfügung stand, scannte das Designteam es im 3D-Format, um es digital umzusetzen und Seitenteilmuster daraus zu extrahieren. Aber zu Tsuchidas Erstaunen hatten sie nicht die kunstvollen Elemente des Tonmodells. Tsuchida: „Man sah nur eine glatte Oberfläche. Was fehlte, war die Seele, die die Modellierer den Formen eingehaucht hatten.“

Untersuchungen ergaben, dass der Computer beim Scannen des Tonmodells „Unstimmigkeiten“, die durch menschliche Hände auf den Oberflächen entstanden waren, entdeckt und ausgebügelt hatte. Aber genau diese Unstimmigkeiten, so Tsuchida, hauchen dem Fahrzeugdesign Leben, Seele und Energie ein. Und weiter: „Also haben wir uns noch einmal mit der Vorlage aus Ton befasst, um herauszufinden, wie sich die Prototypen von der handgemachten Form unterscheiden. Immer wieder sind wir hin und her geswitcht, um die Takumi-Qualität des Modells digital zu erfassen.“ Über eineinhalb Jahre später hatten sie schließlich die Idealform. Wenn Tsuchida daran zurückdenkt, muss er schmunzeln: „Wir sind so Old School!“

„Normalerweise sind bei der Umsetzung eines Prototyps zum Serienmodell eine Reihe von Kompromissen notwendig. Aber so arbeiten wir nicht.“

Genau deshalb kann Mazda seine Modelle als Produkt wahrer Handwerkskunst bezeichnen. Das Endergebnis ist beeindruckend. Die gewellten Konturen der Seitenteile erinnern an einen Muskel, der angespannt ist, um seine Kraft zu entfesseln. Gleichzeitig haben die ästhetischen Spiegelungen eine Zen-artige Beschaulichkeit. „Die Reflexionen verändern Form und Farbe, je nachdem, wo das Auto sich zu welcher Tageszeit befindet. Der Fahrer wird das Design so mehr schätzen und bekommt eine intensivere Beziehung zu seinem Auto“, glaubt Tsuchida.

Der brandneue Mazda3: Yasutaka Tsuchida, Kenji Anraku und Toshitaka Masui arbeiteten zusammen, um sicherzustellen, dass das Fließheck mit wenigen Kompromissen gegenüber dem Kai Concept in die Produktion geht

Text: Shogo Hagiwara

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